Ulli Weish

Konsumporno – Kommerzielle Sexualisierung als Aufmerksamkeitsinszenierung

Medien- und Populärkulturen sind im aktuellen post-postmodernistischen Zeitrahmen radikal werbeabhängig, ohne Werbeflächen können weder Print-, noch Audiovisuelle-, noch Internet-Medien distribuiert und popularisiert werden. Jugend- und Sportveranstaltungen sind ohne Werbesponsoren mittlerweile undenkbar. Werbung nimmt daher im öffentlichen Raum nicht nur immer mehr Platz ein, sondern prägt Lebensstile, Körperordnungen und Bildpolitiken durch vielfach wiederholte und rigide Inszenierungsformen, die in individuelle und kollektive Bewusstseinsformate einsickern. Schockstrategien von gewaltaffinen Sujets, Sex-Sells-Produktionen als Hingucker jeglicher Produkte und Dienstleistungen u.v.m. stellen daher lediglich Werbestrategien als Notwendigkeit einer Logik der Aufmerksamkeitsökonomie dar.

Im Rahmen des Vortrags sollen neben einer Problemanalyse auch feministische zivilgesellschaftliche Handlungsfelder skizziert werden, die an der Schnittstelle von Politik, Kunst und Markenkritik stehen: Adbusting, Culture Jamming oder Maskierungseffekte auf der einen Seite, und Werbekritik als Konsumentinnen-Rückmeldung (Gründung von Watchgroups am Beispiel Wien, Graz, Salzburg und dem gescheiterten Projekt in Klagenfurt) auf der anderen. Werbung als eine Form von öffentlicher Kommunikation ist daher kritisier- und veränderbar. Der Vortrag hat vor allem den Anspruch, zu zivilgesellschaftlicher Einmischung anzuregen.

Ulli Weish ist Medien- und Kommunikationswissenschaftlerin an der Universität Wien. Sie unterrichtet seit 1996 am Wiener Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (aktueller Fokus: Feminismen und Öffentlichkeiten, Rassismen und Sexismen in der Werbeindustrie, sowie Theorien und Methoden der Gruppendynamik) und seit 2010 ebenso am Institut für Kulturanthropologie im Bereich Gender Studies (Theorien und Methoden). Sie ist Mitgründerin der Plattform 20000Frauen (www.20000frauen.at), Gründungsmitglied und externe Expertin der Wiener Watchgroup gegen Sexismus in der Werbung (www.werbewatchgroup-wien.at) und als Medienaktivistin in öffentlichen Kontexten (von Straßenaktionen bis zu Fake-Zeitungen) engagiert. Zuletzt veröffentlicht: gem. mit Gamze Damat: ‚Visible Stigma‘. Rassifizierungstendenzen von Menschen mit Übergewicht und Adipositas im medialen Diskurs, in: Medien Journal 3/2014, Intersektionalität, S 48-60.

Kontakt: ulli.weish@univie.ac.at